05. Spieltag 1993/94: 1. FC Schwedt - FC Berlin 3:0

Natter brach den Bann
Der Weg der jungen Mannschaft des FC Berlin in die Regionalliga ist noch unbestimmt, weil noch vom Wechsel starker und schwacher Leistungsphasen begleitet. Doch wenn sich die "Fohlen" in ihrem Spiel stabilisieren, werden sie kaum zu bremsen sein. Gegen den Spandauer SV eine Woche zuvor eine bravouröse erste Spielhälfte, diesmal beim Tabellenführer eine zu vorsichtige, fast ängstliche Startphase. Dann baute man die Schwedter, die ebenfalls keine Bäume ausrissen, mit zwei eklatanten Blackouts in der Abwehr erst einmal auf, um dann endlich den gewünschten Druck selbst zu machen und auch klare Torchancen herauszuspielen. Nun wurden die läuferischen Fähigkeiten, die bessere Antrittsschnelligkeit, endlich genutzt.

Da wurden die Räume angelaufen, die Bälle in die Räume gespielt, wenngleich der Weg noch zu oft durch die Mitte führte. Doch alles war noch zu berechenbar, um den Sockel des Schwedter Throns erzittern zu lassen. Also letztlich doch im Ergebnis nur Strohfeuer. Trainer Jürgen Großheim verstand die Schwedter Fußballwelt nicht mehr. Wie gegen den BSV vor einer Woche geriet seine Mannschaft mit der 2:0-Führung im Rücken in blanke Hektik. Dabei hatten die Schwedter in der ersten Hälfte "das Spiel bestimmt und den Gegner beherrscht". Den FCB rettete da dreimal die Latte, nach Kopfball von Günther (3.) sowie nach straffem Schuß aus vollem Lauf und nach Kopfball von Gubanow (25., 36.). Schröder war über die einzige dicke Berliner Möglichkeit nach verdecktem Anspiel von Zöphel so verdutzt, daß er keine Finte versuchte, sondern durch Lihsa hindurch wollte.

Für einen weiteren Diagonalpaß von Weißkopf bedankte sich Natter mit einem tollen Solo an vier Berlinern vorbei und dem Führungstreffer. Bei einem Steilpaß von Woyde war Jesse vor Weißkopf am Ball, ließ sich das Leder aber wieder abjagen, und Weißkopf erzielte überlegt seinen siebten Saisontreffer. Dann die besagte Schwächeperiode der Schwedter, die ihrem Gegner nun viel Spielraum ließen. Doch Fensch (55.), Pronischew (58.) und Brestrich scheiterten am überragenden Lihsa. Beim Tabellenführer war der Spielfaden gerissen. Da konnte nur noch das 3:0 von Schnürer versöhnen, als er nach seitenverlagerndem Paß von Weißkopf auf und davon ging und das Leder ins lange Eck schlenzte. Mit dem 3:0 aber war der FC Berlin eindeutig unter Wert geschlagen.

1. FC Schwedt:
Lihsa; Woyde; Schnürer, Wilski; Günther, Duckert, Gubanow (70. Jerkovic), Mujakovic (76. Kalainski), Natter; Kolloff, Weißkopf
FC Berlin:
Dittrich; Brestrich; Jesse, Reckmann; Müller (18. Fensch), Zöphel, Abdelhamid (66. Wittek), Schröder, Nikol; Pronischew, Franke

1:0 Natter             (49.)
2:0 Weißkopf           (53.)
3:0 Schnürer           (83.)

Schiedsrichter:        Reck (Demmin)
Zuschauer:             1.000

Gerhard Lehmann, Fußballwoche, 13.09.1993